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Preisübergabe durch die hessische Wirtschafts-Staatssekretärin Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker (links) an h_da-Städtebau-Expertin Professorin Astrid Schmeing (Dritte von links) und Prof. Dr.-Ing. Jan Dieterle (links neben ihr) von der Frankfurt UAS. Foto: Simon Colin

Stadtentwicklung: Zukunftspreis des Großen Frankfurter Bogens an Architektur-Team der h_da

Zu viele sanierungsbedürftige Ein- und Zweifamilienhäuser, zu wenig bezahlbare kleine Wohnungen: Das Dilemma der Gemeinde Erzhausen bei Darmstadt ist exemplarisch, wenn es um Wohnraummangel geht. Forschende und Studierende vom Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt (h_da) wollen daher gemeinsam mit den Hochschulen in Frankfurt und Mainz vor Ort ein Modell für kleinteilige und intelligente Nachverdichtung diskutieren. Das Lehr- und Forschungsprojekt „Mikro-Genossenschaften & dreifache Innenentwicklung“ wurde nun im Rahmen des Zukunftspreises des Großen Frankfurter Bogens vom Land Hessen mit einem Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro prämiert. 

Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, überreichte die Preisurkunde an h_da-Städtebau-Expertin Professorin Astrid Schmeing und Projektkoordinator Prof. Dr.-Ing. Jan Dieterle, Professor für Nachhaltige Freiraum- und Stadtgestaltung an der Frankfurt UAS. Messari-Becker: „Die interdisziplinäre Herangehensweise der drei Hochschulen in Verbindung mit der aktiven Bürgerbeteiligung sowie dem Austausch mit der örtlichen Verwaltung hat Leuchtturmcharakter. Der lebensphasen-orientierte Umgang mit Fläche und dem bereits Gebauten kann als zukunftsweisend für die gesamte Region betrachtet werden. Entscheidend ist hierbei: In Erzhausen werden exemplarisch neue Wege und Möglichkeiten für den Umgang mit Fläche aufgezeigt.“

Im Blick haben die Forschenden so genannte Mikro-Genossenschaften. Dadurch, dass Ein- und Zweifamilienhäuser in die Eigentumsform einer Genossenschaft überführt werden, werden zuvor ungenutzte Quadratmeter von Einzeleigentümern als Wohnraum gewonnen. Durch Umbauten und Ergänzungen können dann vielfältige Wohneinheiten unter einem Dach entstehen. „So wird Innenverdichtung überhaupt erst möglich. Denn im Sinne einer dreifachen Innenentwicklung müssen neue Wohnflächen mit Mobilitätsanforderungen sowie Grün- und Freiräumen in Einklang gebracht werden, ohne weitere Flächen außerhalb der bereits bebauten Gebiete in Anspruch zu nehmen. Zudem gilt es, die Lebensqualität im Hinblick auf Klimawandel und Mobilitätsverhalten zu verbessern“, erläutert Professorin Astrid Schmeing. 

In einem eintägigen transdisziplinären Workshop Ende Juni werden Forschende und Studierende der beteiligten Hochschulen gemeinsam mit der Erzhäuser Lokalpolitik und der Bürgerschaft die Praxistauglichkeit dieses Modells erörtern. Neben Fachleuten aus Architektur und Stadtplanung sind unter anderem Expertinnen und Experten aus den Bereichen Immobilienwirtschaft und Klimawandelanpassung eingebunden. Anhand eines konkreten Gebäudes sollen so im Sinne der Mikro-Genossenschaft unterschiedliche Wohnformen geplant und diskutiert werden. Diese sollen im besten Fall den Bedürfnissen in den unterschiedlichen Lebensphasen besser entsprechen als viele der bestehenden Häuser. 

Die Jury des GFB-Zukunftspreises überzeugte das Vorhaben unter anderem, da es den Umgang mit alternden Ein- und Zweifamilienhausgebieten in kleinen und mittleren Gemeinden sowie das Gestalten des Wohnens für eine alternde Bevölkerung thematisiert. Der geplante Workshop könne Hinweise darauf geben, wie in der Region die Transformation im Gebäudebestand im Kontext sozialer Biografien gelingen kann.
Weitere Informationen zum Projekt „Mikro-Genossenschaften & dreifache Innenentwicklung“ unter www.grosser-frankfurter-bogen.de/mikro-genossenschaften-dreifache-innenentwicklung 

Der Große Frankfurter Bogen (GFB) ist ein Programm des Landes Hessen, das den Wohnungs- und Städtebau im Ballungsraum Frankfurt Rhein-Main fördert. Der GFB-Zukunftspreis unterstützt dabei Projekte in oder für GFB-Partnerkommunen, die einen Impuls für den Wohnungs- und Städtebau geben.